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Kaspar Pfister: Ein dritter Weg in der Pflege

Wie Kaspar Er betreibt bundesweit 48 Pflegeeinrichtungen: Kaspar Pfister, Gründer und Geschäftsführer der BeneVit Gruppe mit Sitz in Mössingen, will die Angehörigen und das Personal entlasten

Kaspar Pfister: Ein dritter Weg in der Pflege

Ein Ende des Personalnotstands in der Pflegebranche ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Bis 2030 werden in Deutschland schätzungsweise 500 000 Pflegekräfte fehlen. Weshalb Kaspar Pfister für eine grundlegende Reform des Pflegesystems plädiert. Wie diese aussehen kann, erläutert er in einem Buch unter dem Titel „Die Pflege-Katastrophe . . . und wie wir sie durch gute Konzepte in der Altenpflege verhindern können“.

Seine Vorschläge leitet Pfister aus der Praxis des Pflegealltags ab. Denn der Gründer und Geschäftsführer der BeneVit Gruppe mit Sitz in Mössingen betreibt bundesweit 48 Pflegeeinrichtungen. Darunter 26 Häuser mit 123 stationären Hausgemeinschaften sowie ambulante Dienste, Tagespflegen, eine Seniorenresidenz und verschiedene Formen des altengerechten Wohnens und ein Ärztezentrum.

Seine Forderungen an die Politik reichen von einer leistungsgerechten Bezahlung des gesamten Personals in Pflegeeinrichtungen über die Anpassung von Betreuungszeiten in Kindergärten an die Arbeitszeiten von Pflegekräften und die Vereinfachung der Einwanderung von Pflegekräften aus Nicht-EU-Ländern bis zur Entbürokratisierung des Pflegebereichs und die Zusammenlegung verschiedener Kontrollbehörden in einer einzigen Stelle.

In Wyhl am Kaiserstuhl setzt er einen dritten Weg zwischen ambulanter und stationärer Pflege um: Das stambulante Modell. Diese Wortschöpfung beschreibt ein System, in dem die Grundleistungen, die neben dem Wohnen inklusive Ausstattung und Verpflegung auch die Präsenz von Pflegefachkräften rund um Uhr umfasst, durch Wahlleistungen ergänzt werden. Diese können von den Bewohnern selbst, ihren Angehörigen oder einem ambulanten Dienst ausgeführt werden. So kann beispielsweise eine Bewohnerin ihr Zimmer selbst reinigen, während ihre Blusen von der Tochter gewaschen werden. Dies hat für pflegebedürftige Menschen und ihre Familien nicht nur finanzielle Vorteile. „Die Eigenanteile sind bis zu 1000 Euro pro Monat günstiger als in vergleichbaren Heimen“, schreibt Pfister. Und betont, dass dieses Konzept die Effizienz des Personal- und Geldeinsatzes steigert und damit die Qualität der Pflege verbessert. Zudem werden ältere Menschen damit zu Aktivitäten angeregt, die ihr Selbstwertgefühl stärken. Pfister berichtet von Senioren, deren Pflegegrad wieder zurückgestuft wurde, nachdem sie in seinen Häusern kleine Aufgaben übernommen haben.

In seinen Einrichtungen testet Pfister auch digitale Techniken zur Analyse von Sturzrisiken oder der Dokumentation von Wunden. Er experimentiert mit Künstlicher Intelligenz und Robotern. „Doch halte ich nichts davon, mit Robotic fehlendes Personal ersetzen zu wollen“, schreibt der Unternehmer. „Die technologischen Errungenschaften können uns jedoch helfen, Zeit zu sparen und für mehr Sicherheit und Entspanntheit zu sorgen.“

Die Ideen von Kaspar Pfister sind es wert, diskutiert zu werden. Das TAGBLATT-Podium auf der sen‘FIT, auf dem auch der Buchautor sitzen wird, bietet dafür ein Forum.

Kaspar Pfister, Die Pflegekatastrophe , ... und wie wir sie durch gute Konzepte in der Altenpflege, verhindern können, Ullstein Taschenbuch, Berlin, 2023, 304 Seiten, 12,99 Euro

zuletzt aktualisiert: 09.11.2023